Viertes Gold für den GC Feldafing (Quelle golf.de)
15. August 2024 , Thomas Kirmaier
Der Golfclub Feldafing am Starnberger See bestätigt erneut seinen Gold-Status im DGV-Umweltprogramm Golf & Natur. Wir haben mit Geschäftsführer Florian Kohlhuber über die Komplexität, aber auch und vor allem den Nutzen des Konzepts gesprochen.
Viele Ordner stehen im Büro von Florian Kohlhuber mit Unterlagen, Dokumenten und Kommunikationsnachweisen im Austausch mit Behörden und Institutionen. Der Geschäftsführer des GC Feldafing freut sich über die Bestätigung, die der Club durch die Gold-Rezertifizierung nun erhalten hat. Das Qualitätsmanagementprogramm Golf&Natur sei ein hervorragendes Tool, um eine Golfanlage wirtschaftlich betreiben zu können, denn: „Natürlich sind wir ein Platz, auf dem Golf gespielt wird, aber vor allem sind wir ein Wirtschaftsunternehmen wie viele andere auch, das sich an Vorschriften halten und ökonomisch arbeiten muss“, so Kohlhuber.
Um überhaupt die Grundvoraussetzung dafür zu schaffen, dass auf diesem herrlichen Fleckchen Erde direkt am Westufer des Starnberger Sees Sport ausgeübt werden kann, sind viele Arbeiten zu erledigen, Auflagen zu erfüllen und diese zu dokumentieren – analog einer ISO-Zertifizierung. Kohlhuber: „Meine Tätigkeit hat im Prinzip zu 80 Prozent nichts bis wenig mit Golf zu tun.“ Und das DGV-Programm Golf&Natur helfe enorm dabei, die ohnehin bestehenden verschiedensten behördliche Auflagen zu ordnen und abzuarbeiten; es sei ein Katalog, ein Leitfaden, eine Orientierung, um alles in die richtige Richtung lenken zu können.
Um die Komplexität etwas transparenter zu erläutern, erklärt Feldafings Manager anhand von nur drei Beispielen, was auf einer Golfanlage, die nur zu einem Drittel Spielfläche und zu zwei Dritteln Natur ist, zu erledigen ist. Das Personal einer gut funktionierenden Anlage hat alle Hände voll zu tun, den immer höher werdenden Anforderungen gerecht zu werden. Das zeigen im Folgenden die drei Punkte, die nur einen kleinen Auszug aller Maßnahmen im Rahmen von Golf&Natur abbilden.
Golf&Natur als Verbindung zwischen Golfsport und öffentlichem Park
Die Situation des GC Feldafing ist durch seine Lage besonders herausfordernd, da sich die Anlage doch inmitten des öffentlichen Lenné-Parks mit reichlich Historie am Starnberger See befindet. Insofern hat der Geschäftsführer regelmäßig Kontakt und Schriftverkehr mit der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, mit Landratsamt, Gemeinde, Naturschutzbehörden und -verbänden. Auf der Pachtfläche von 74 Hektar, die das Team des GC Feldafing ohne Fördergelder bewirtschaftet, befinden sich allein 10.500 Solitärbäume und 400 kleine Wälder sowie öffentliche Wanderwege und Bachläufe. Die Bäume sind GPS vermessen, kartografiert und werden stets in Absprache mit den zuständigen Behörden (plus Denkmalschutz) gepflegt.
Beispiel: Ein Baum nahe der 14. Spielbahn sei durch das Herabfallen eines großen Seitenastes zu stark der Sonne ausgesetzt gewesen. Das Team des GC Feldafing rückte aus, um den Stamm mit einer Sonnenschutzlasur einzulassen, damit er überlebt. Dazu gibt es konkrete Vorschriften zu Efeupflege, Biotopvernetzung, Blühwiesenpflege oder Entsorgung von Schnittgut. Alles rechtlich geregelte Maßnahmen, die der Golfer, egal ob Mitglied oder Greenfeespieler, so gut wie gar nicht auf dem Radar hat, wenn er auf den Platz geht und seinen Ball aufteet.
Kohlhuber: „Die Gleichung ist recht einfach: keine Golfplatzpflege, kein Golfspiel. Wir kümmern uns um die Belüftung von Grüns, integrierten Pflanzenschutz, Vitalität der Gräser und darum, dass Grasflächen nicht zu lange im Wasser stehen, um den Krankheitsdruck zu minimieren.“ Die Kosten in vielen Bereichen seien in den vergangenen fünf Jahren erheblich gestiegen. Also müsse investiert werden, denn die meisten Golfer messen eine Anlage eben auch und vor allem nach dem Pflegezustand. Man stehe gerade in diesem Punkt in einer Konkurrenzsituation, der man sich auf einem umkämpften Markt stellen müsse.
Wiederkehrende Pflichten und rechtliche Auflagen
Ein Punkt, der laut Kohlhuber sehr oft unterschätzt werde, denn diese Thematik sei essentiell. Es gebe regelmäßig Punkte, die im Rahmen von Golf&Natur im jährlichen Rhythmus abzuarbeiten sind. Beispiel: der E-Check. „Wir haben bei uns ca. 500 Elektrogeräte. Das können Akkus der Carts, elektrisch betriebene Maschinen und Geräte, Sicherungsverteiler, ein Backofen in der Küche oder ein Föhn in der Garderobe sein“, erklärt Feldafings Clubmanager. Einmal pro Jahr kommt ein externer Elektro-Meister, um alles zu überprüfen. Ebenso unter diesen Punkt fallen die Unfallverhütungsvorschriften. Dazu gehörten beispielsweise Mitarbeiterunterweisungen. Kohlhuber: „Wir haben rund 100 Maschinen und Gerätschaften, deren Gesamtwert in die Millionen geht. Jeder unserer Mitarbeiter muss geschult werden durch eine Fachkraft für Arbeitssicherheit, durch TÜV oder einen Experten der Herstellerfirma. Ein Aufwand aber alternativlos, da der Vorstand die Verantwortung für die Mitarbeiter und die Investitionen hat, und der aber Handlungssicherheit gibt.“
Für manche Tätigkeiten wie z.B. Baumarbeiten müssen Helm und Sicherheitsschuhe oder ein Gehörschutz getragen werden. Weil die Mitarbeiter im Greenkeeping nahezu ausschließlich im Außenbereich tätig sind, ist der Arbeitgeber für den Hautschutz verantwortlich. Dazu gehört die zur Verfügungstellung von Sonnencreme, Desinfektionsmittel und Handcreme. Es gibt aber weitere Auflagen, so sind z.B. die Feuerlöscher und Brandschutztüren jährlich zu warten (Brandschutzkonzept) oder der Kinderspielplatz auf Sicherheit zu überprüfen. Die clubeigene Tankstelle und der Waschplatz mit Ölabscheider sind monatlich zu prüfen und in einem „Tagebuch“ festzuhalten. Aber im Golfclub Feldafing gilt Safety First.
Umgang mit der Ressource Wasser
„Ein Riesenthema, bei dem es auch zahlreiche Vorurteile gibt und für das ein hohes Maß an Sensibilität erforderlich ist“, so Kohlhuber. Im GC Feldafing tue man – wie auf zahlreichen anderen Golfanlagen in Deutschland – alles, um möglichst wenige Flächen bewässern zu müssen. Beispiel: Der Club hat seine komplette Pumpenanlage samt elektrischer Steuerung erneuert. Im Klartext: Man stellt schon seit einigen Jahren sukzessive von Block- auf Einzelsteuerung um. „Außenstehende Personen meinen immer, wir gehen mit den großen Sprinkleranlagen sorglos um und bewässern alle Bereiche. Tatsächlich wird aber nur ein kleiner Bruchteil, nämlich die Grüns bei Bedarf bewässert“, so Kohlhuber. Auf einer Golfanlage schaue man inzwischen sehr genau, wo schattige Flächen weniger bis kein Wasser brauchen und versorge besonders trockene Stellen sogar per Hand.
Dazu liefert die installierte, professionelle Wetter-Station wertvolle und konkrete Daten, die gesammelt und ausgewertet werden. Vielerorts ist man wie beim Beispiel GC Feldafing dazu übergegangen, die Gesamtpflege so auszurichten, dass möglichst wenig Bewässerung benötigt wird. So hat jedes Grün ein eigenes Mikroklima. Dies wird in Feldafing mit Bodensonden gemessen, um jede einzelne Schicht unter die Lupe zu nehmen. Kohlhuber: „All diese Daten werden sofort in unsere EDV eingespeist und liefern wertvolle Erkenntnisse zu Zustand oder Feuchtegrad des jeweiligen Bodens.“ Das Beispiel Feldafing zeigt auch, wie wertvoll eine Golfanlage für die Qualität des Wassers ist, denn: „Wir haben eine Art Filterfunktion. Es gibt Messungen, die eindeutig belegen, dass das Wasser, das oben von der Bundesstraße durch die Anlage Richtung See fließt, weniger sauber ist, als das Wasser, das nach unserer Golfanlage unten am See wieder herauskommt“, so Kohlhuber.
Das Gute daran: Alle Kriterien werden regelmäßig überprüft, und die zuständigen Behörden sowie die Verpächterin, Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, wissen die positiven Aspekte des QM-Programms sehr zu schätzen. Letztere hat beispielsweise aufgrund der langjährigen positiven Effekte von Golf&Natur den Pachtvertrag mit dem Golfclub Feldafing problemlos verlängert. So ist die Clubführung von den Vorteilen des Umwelt- und QM-Programms absolut überzeugt.
In Feldafing scheint also vieles richtig zu laufen, sonst hätte der Club in diesen Tagen nicht zum vierten Mal das Gold-Zertifikat überreicht bekommen.